Mercedes-Benz 230 E - "Der Laubfrosch"

Im Fokus - die Baureihe 123 - eine 37 Jahre alte Mittelklasse-Limousine



Glückliche Zufälle. Glückliche Zufälle bringen uns dazu, einen Mercedes-Benz 230 E aus dem Jahr 1982 testen zu können. Ein Auto, was wahrhaftig so oft nicht mehr auf deutschen Straßen anzutreffen ist. 

Unser Testmodell ist ein 136 PS starker 230 E aus der zweiten Serie der Baureihe W123. Wir von CR haben uns einmal angeschaut, wie so eine 37 Jahre alte Limousine sich im Alltags- und Praxistest schlägt, sowie die Einschätzung des Wagens als Oldtimer und vieles mehr. Der ehemals in der oberen Mittelklasse angesiedelte Wagen hielt dabei einige Überraschungen bereit.

Mit irgend etwas muss man bei einem Test ja immer anfangen. Zu aller Anfang ist einmal zu klären was wir überhaupt vor uns haben.

 

Unser Testmodell

Wie bereits erwähnt, handelt es sich um einen Mercedes-Benz 230 E der Baureihe W123 aus dem Jahr 1982. Unser Testfahrzeug gehört damit noch zur zweiten Serie dieser Baureihe (3. Serie erst ab 09/82). 

Der Wagen schöpft 136 PS aus dem 4-Zylinder-Reihen-Ottomotor, welche er über eine 4-Gang-Wandlerautomatik an die Hinterräder weitergibt. 

Zum Zeitpunkt des Tests hatte der Wagen knapp 185.000 km Laufleistung und war mit Winterbereifung ausgestattet. Dies ist was die Fahreigenschaften angeht eventuell vorteilhaft zu wissen, man hat es hier ganz klar nicht mit einem Neufahrzeug, geschweige denn Optimalbedingungen  zu tun.

Der 230 E zur damaligen Zeit

Die Baureihe W123 kam 1976 auf den deutschen Markt, der 230 E kam im Juli 1980 im Zuge der Überholung der Motorpalette der 4-Zylinder-Ottomotoren dazu und ersetzte den noch mit Vergasern ausgestatteten, leistungsärmeren 230 (230 E: 136 PS vs. 230: 109 PS). Der Unterschied zum Vorgänger lag in der mechanischen Bosch-Benzineinspritzung und der neuen Motoren-Generation M102. 

Der 230 E war der drittstärkste "kleine Mercedes" unterhalb vom 250er Sechszylinder mit 140 PS und dem 280 E mit 185 PS. Der 280, mit 156 PS, fiel 1 Jahr nach Markteinführung des 230 E aus dem Modellprogramm, ist unserer Meinung nach, deshalb nicht erwähnenswert.

 

Der W123 war seinerzeit der oberen Mittelklasse zuzuordnen, die Stellung des 2,3 Liter Einspritzers auch Baureihen-intern eher oben angesiedelt. Jedoch galt er durch das Triebwerk als sparsamer und damit auch als "vernünftiger" als die Sechszylinder-Modelle, dazu aber später mehr.

Der Grundpreis unseres Testfahrzeuges lag, laut Preisliste Nr. 34, bei 27.459,00 D-Mark. Dazu kommen noch die Sonderausstattungen, welche bekanntlich bei Mercedes-Benz gut und gerne ebenfalls noch einmal in den fünfstelligen Bereich gehen konnten.

 

Aber wer 230 E fuhr durfte sowieso schon keinen kleinen Geldbeutel haben. Nicht nur wegen den SA's, sondern auch weil er aufgrund der Einspritzung nur mit bleifreiem Kraftstoff betankt werden durfte. Das war damals eben auch teuer.



Der Motor

4 Zylinder - Mechanische Saugrohreinspritzung - 136 PS Spitzenleistung - 205 Nm Maximaldrehmoment - das zeichnet das Kraftwerk des Mercedes aus. Aber noch wesentlich mehr als das.

Beim Kaltstart kurbelt der Anlasser kurz, dann setzt sich die 2,3 Liter große Maschine etwas unwillig in Bewegung, etwas unrunder Motorlauf wird von kernigem Röhren begleitet. Nach einiger Warmlaufzeit wird der Motorlauf wesentlich ruhiger, das Röhren verändert sich zu einem sonoren, angenehmen und leicht basslastigen Brummen. Einen Sound den man in der Zeit von Euro-6 garnicht mehr von normalen Serienmotoren kennt. Ich würde dieses Erlebnis als leicht rustikal bezeichnen, einfach schön, ganz und gar nicht unangenehm.

 

Bei Betriebstemperatur angelangt, entwickelt der Motor ein angenehmes Drehmoment, auch aus den unteren Drehzahlen heraus, welches von absolut passablem Vortrieb begleitet wird. Wahrlich kein Sportwagen, nicht einmal annähernd, aber doch recht zügig. Die Laufruhe ist ebenfalls akzeptabel, da stören bei höheren Drehzahlen, somit auch höheren Geschwindigkeiten, eher die Windgeräusche.

Das Ansprechverhalten ist sehr direkt aber trotzdem recht feinfühlig, das gefällt wenn es etwas sportlicher und zügiger voran gehen soll. Sanftes Dahingleiten ist aber ebenso möglich. Insgesamt sehr unkompliziert, die Bedienung.

Warmfahren des Motors, bevor man Leistung abverlangt ist aber Pflichtprogramm. 2,3 Liter brauchen etwas bis sie warmgefahren sind, die Kühlwassertemperatur variiert aber sehr stark. Im Winter bei starken Minusgraden selten über 80 Grad, im Sommer oder generell bei wenig Fahrtwind (Stadtverkehr) und eher wärmeren Temperaturen stehen gerne einmal 100+ Grad auf der Anzeige im Kombiinstrument. Hier sollte man ein Auge darauf haben. Auch ein zu 100 % funktionierender Thermostat ist ein Muss um die Thermik des Motors im grünen Bereich zu halten.

Das Getriebe

Unser Testwagen ist mit dem automatischen 4-Gang-Wandlergetriebe (SA) ausgestattet. Serie bei diesem Modell war ein manuelles 4-Gang-Getriebe. Ein manuelles 5-Gang-Getriebe gab es ebenfalls gegen einen Aufpreis.

Für heutige Verhältnisse ist die Automatik völlig veraltet. Die Übersetzung der einzelnen Gänge ist extrem lang, 4 Gänge unserer Meinung nach sowieso zu wenig für eine Automatik. Da ist man heutzutage mit 9G-Tronic auf einem ganz anderen technischen Stand.

Die Folge davon sind ruppige Übergänge, v.A. von Gang 2 in 3. Auch höherer Benzinverbrauch und eine verminderte Spitzengeschwindigkeit im Vergleich zu den Schalt-Wagen kommen dazu. Im Schnitt 0,5 bis 1 Liter/100 km mehr und nur 175 km/h Spitze, statt 180 bis 185  km/h. Wenn man aufgrund der Bequemlichkeit damit leben kann/konnte ist das automatische Getriebe eine sehr stressfreie Art 230 E zu fahren.

Auffällig ist größere Hitzeentwicklung, gerade im Stau und Stop And Go Verkehr, welche sich auf die Gesamttemperatur des Motors auswirkt. 

Unserer Meinung nach ist die Automatik nicht sehr empfehlenswert für den 230 E, sie steht den 6-Zylindern besser.

Das 5-Gang Getriebe von Getrag stellt eine wesentlich bessere Alternative für den Motor dar, wird ihm in Sachen Ansprechverhalten und Kraftstoffverbrauch eher gerecht. Als Gesamtkonzept wesentlich stimmiger.

Fahrwerk und Fahrverhalten

175/80-14. Was sich nach Reifenmaßen für einen Kleinwagen anhört ist tatsächlich das Schuhwerk unseres Testwagen. Das klingt zunächst einmal etwas unterdimensioniert, dies ist aber nur bedingt der Fall.

Vorne sind die Stahl-Scheibenräder an Einzelradaufhängungen aufgehangen, hinten an einer Diagonal-Pendelachse.

Konventionelle Stoßdämpfer und mit Gummi-Zusatzfedern versehene Schraubenfedern übernehmen die Dämpfung des Wagens.

Diese Komponenten, zusammen mit den 14 Zöllern, ergeben Sommers (geschmiedete 14" Fuchs-Barockfelgen in Aluminium) wie Winters (Serien 14" Stahl-Scheibenrad) ein äußerst komfortables Fahrverhalten. Die langen Federwege und das Setup allgemein lassen den Wagen sehr rüttelarm über den Asphalt gleiten. Hierbei ist v.A. die Filterwirkung der Reifen sehr positiv aufgefallen. Trotzalledem ist das Fahrverhalten dadurch aber in keinster Weise indirekt oder gefühllos. Die Lenkung, in unserem Fall die hydraulische Servolenkung statt die serienmäßige Kugel-Umlauf-Lenkung, arbeitet direkt und sauber. Lenkbefehle werden sicher und schnell weiter gegeben, die Lenkkräfte sind sehr gering. Das große 40,5 cm im Durchmesser missende Lenkrad trägt seinen Teil dazu bei. Alles in Allem recht unkompliziert.

Bei unserem Testwagen wurden nachträglich Tieferlegungsfedern mit 55 mm Tieferlegung vorne und 40 mm hinten verbaut. Diese sind minimal härter als die Original-Federn was leicht auf Kosten des Komforts geht, sich jedoch positiv auf die Straßenlage und die Stabilität des Wagens bei flotterer Gangart auswirkt, insbesondere in engen "S-Kurven".

Das Lenkgetriebe unseres 230 E hat mit der Zeit etwas gelitten und ist nicht mehr das frischste, was sich als minimales Lenkungsspiel bemerkbar macht. Dies ist aber Gewöhnungssache und ist dem alten Mercedes nach knapp 185.000 km auch zu verzeihen.

 

Zusammengefasst lässt sich sagen, das Fahrverhalten und das Fahrwerk passen zum Gesamtkonzept des Autos und können auch mit der Motorleistung gut umgehen. Bei höherem Fahrzeuggewicht oder leistungsstärkeren Motoren wären breitere Reifen und ggf. 15" als Radgröße eine gute Wahl. Auf dem Test-230 E ist es stimmig.

Mercedes-Benz und die Sonderausstattungen-Politik

 Ein Klassiker im Hause mit dem Stern - die Sonderausstattungen. Der 230 E damals in der Basisversion war ein Brot-und-Butter-Auto. Selbst die Servolenkung war aufpreispflichtig. Auch Zentralverriegelung oder ein zweiter Außenspiegel waren für die Basis nicht vorgesehen. 

Alles was als Sonderausstattung dazugebucht wurde, schlug mit saftigen Aufpreisen zu Buche. Diese konnten, je nach SA, gut und gerne in den 4-stelligen D-Mark-Bereich hineinreichen. Für Daimler-Kunden bot dies lange Zeit weitreichende Individualisierungsmöglichkeiten, weit entfernt vom Paket-Wahnsinn der letzten Jahre. Es hagelte aber auch zu Genüge Kritik für die teilweise sehr, sehr magere Grundausstattung und die horrenden Preise für die Sonderausstattungen. Mercedes-Benz eben.

 

Unser Testwagen ist jedoch mit einigen Sonderausstattungen von Werk aus gesegnet und kann sich auch über ein paar nachträglich nachgerüstete Extras erfreuen. So sind auf der Fahrzeug-Datenkarte neun SA-Codes, also die Nummern welche Sonderausstattungen beschreiben, zu finden.

Diese sind folgende:

411  Schiebedach mechanisch (988,75 D-Mark)

426  Kombi-Code aus:

420 Getriebe automatisch Mittelschaltung (2.045,30 D-Mark)

422 Servolenkung (819,25 D-Mark)

466  Zentralverriegelung (395,50 D-Mark)

470  Antiblockiersystem (2.599,00 D-Mark)

502  Außenspiegel rechts, von innen einstellbar (118,65 D-Mark)

535  Kombi-Code aus:

532 Antenne automatisch (ohne Radioeinbau) (457,65 D-Mark)

533 Entstörung für nachträgl. Radio und FM-Funk (107,35 D-Mark)

570  Armlehne klappbar vorn (197,75 D-Mark)

656  Bereifung Michelin (? D-Mark)

673  Batterie mit größerer Kapazität (58,76 D-Mark)

 

Eine schon sehr amtliche Reihe an Sonderausstattungen, gerade das ABS oder auch das Automatik-Getriebe kosteten hohe Summen. Über die Jahre blieb es aber nicht nur bei diesen Extras, sondern es kamen noch einige hinzu. 

So wurden bis dato nachträglich nachgerüstet:

640  Leichtmetallräder 5-fach (1.316,45 D-Mark)

514  Radio Becker Europa LMKU (604,55 D-Mark)

430  Kopfstützen im Fond 2-fach (186,45 D-Mark)

 

Diese Sonderausstattungen machen den Test-230 E zu einem sehr angenehm ausgestatteten Wagen mit wichtigen Sicherheitsfeatures, wie den Fondkopfstützen und dem ABS aber auch alltagstauglich durch Zentralverriegelung, Radio, etc.. Eine Sitzheizung oder zumindest 2-fach elektrische Fensterheber wären aber doch wünschenswert, was den Komfort und die Bequemlichkeit anbelangt.

Abmessungen und Exterieur

Zunächst zu den Abmessungen, d.h. ein paar technischen Daten, bevor wir zum Exterieur allgemein kommen. Der sog. "kleine Mercedes" entspricht ungefähr den Maßen einer aktuellen Mercedes-Benz C-Klasse Limousine. So ist der Testwagen 4,725 m lang, 1,786 m breit und etwas niedriger als die von Werk angegebene Höhe von 1,438 m (aufgrund der Tieferlegung). Eine heutige E-Klasse hat ja eher die Maße einer damaligen S-Klasse, man sieht, die Autos werden allesamt größer.

 

Mit den Abmessungen des W123 lässt sich im innerstädtischen Verkehr absolut uneingeschränkt agieren, auch die Parkplatzsuche stellt kein Problem dar. Gut zu wissen, wenn man den Wagen als Daily Driver benutzen will.

 

Der Radstand ist mit 2,79 m angegeben. Gepaart mit dem kleinen Wendekreis von 11,20 m ist der Wagen relativ wendig. Dazu tragen auch das geringe Fahrzeuggewicht von fahrfertig gerade einmal 1360 kg positiv bei. Damit darf der 230 E Anhänger bis 1500 kg zul. Gesamtgewicht, in Ausnahmefällen sogar bis 1900 kg zul. Gesamtgewicht ziehen (gebremst natürlich). Ungebremst darf der Wagen immerhin 715 kg am fest verbauten Kugelkopf hängen haben, soweit verbaut. Bei unserem Modell gehört allerdings eine Anhängerkupplung nicht zur Ausstattung. Schade drum.

Der Wagen verfolgt nach heutigen Maßstäben eine schnörkellos elegante Linie beim Außenkleid. Neben der Farbe "880 agavengrün", einem gedeckten Mittelgrün mit ganz dezentem oliv-stich dominieren Chrom und schwarzer Kunststoff/Gummi. Auffällig ist die Zierleiste aus Kunsstoff mit Chromzierstreifen, welche jeweils die Seiten und das Heck des Wagens schmückt. Sie bietet neben einer klaren Linie auch einen praktischen Nutzen. Diese Leiste schützt den Lack vor Stößen und hält die Türgriffe stets sauber, indem sie Spritzwasser,Staub und Dreck aufhält. Simpel und doch genial.

Edel wirken natürlich auch die Fensterrahmen, Windleitbleche und natürlich auch Stoßstangen und der Kühlergrill, welche dem Wagen eine herrlich klassiche, jedoch nicht altbackene Optik verleihen. Auch der Chrom von den Radzierblenden (lackiert und verchromt, eine echte Seltenheit, heute nicht mehr vorstellbar) fügt sich gut ins Gesamtbild ein.

Der Wagen macht einen soliden, stabilen und Sicherheit vermittelnden Eindruck, ohne klotzig oder gar unproportioniert zu wirken.

Als Designer waren hauptsächlich Friedrich Geiger und Bruno Sacco beteiligt. Sacco übernahm 1975 die Abteilung Stilistik im Hause Daimler-Benz, weshalb auch schon beim 123er Designmerkmale späterer Modelle (W126 und W201), wie u.A. die Lamellenstruktur der Rückleuchten aufzufinden sind. 



Das Interieur - oder doch Wohnzimmer ?

Wenn man sich an der Optik außen sattgesehen hat, geht es herein in die gute Stube. Mit einem satten Ton springt das Türschloss auf und die Fahrertür schwingt auf. Es tut sich ein Bild für die Götter auf. So wenig Masse, derart qualitativ hochwertig wirken zu lassen, eine wahre Kunst. 

Man nimmt auf dem breiten Gestühl aus Kunstleder, genannt MB-Tex, und Fischgrät-Stoffmuster (Standardmuster für die 2. Serie) Platz. Zuerst sinkt man etwas in den Sitz, merkt aber, dass dieser nicht etwa "durchgessesen" ist sondern die Federkerne der, Ja fast schon Sessel, sehr weich ausgelegt sind. Gewöhnungsbedürftig aber unfassbar gemütlich.

Nachdem man das Knie am riesigen Lenkrad, ohne Airbag, vorbei geschwungen hat und die Tür mit dem Sound einer Panzerluke zugezogen hat, fühlt man sich sofort zu Hause. Die Mittelarmlehne, der riesige Fußraum und die Helligkeit im Innenraum (durch die großen Fensterflächen) schaffen wohlige Atmosphäre.

Neben dem ebenfalls, in unserem Fall, grünen Innenraum (036 olive) fallen Chromzierelemente an Türgriffen, Fensterkurbeln, Amaturenbrett und Luftungsdüsen auf. Amaturenbrett und Mittelkonsole sind ansonsten in schwarz gehalten, Hartplastik war hier, neben einem Kunstlederelement, das Mittel der Wahl. Dieses wirkt jedoch in keinster Weise billig oder unpassend zum Rest des Innenraums. Der Himmel ist, egal bei welcher Farbe im Innenraum, immer creme/beige. Dort ist auch der dicke, T-förmige Betätigungshebel für das mechanische Schiebedach zu finden. Simpel und für die Ewigkeit gebaut.

Die Bedienung von Schaltern und Lüftung/Heizung ist selbsterklärend, alles ist gut zu finden, auch ohne den Blick von der Straße wenden zu müssen. Das fällt im Vergleich zu manchen aktuellen Autos positiv auf. Keine kleinste Knöpfchen und unnötig komplizierte Bedienung.

Die Instrumente zeigen das Wichtigste. Zentral angeordnet ist der Tachometer mit Kilometerzähler und Tageskilometerzähler. Links davon ist das bekannte Kombi-Rundinstrument von Mercedes mit Öldruckanzeige, Kühlmitteltemperatur und Tankanzeige, einfach gut.

Sofern kein Drehzahlmesser als SA geordert wurde (SA-Code 451, 220,35 DM), wie in unserem Fallbeispiel, ist rechts neben dem Tacho eine große analoge Quarzuhr zu finden. Ein schönes zeitgenössiches Gimmick. Unterhalb der Rundinstrumente ist eine Leiste mit Warn und Kontrollsymbolen zu finden. Sogar eine Bremsbelag-Verschleißanzeige gab es damals schon.

Im Fond finden 2 Personen, auch größer gewachsene, gut Platz. Ihnen steht ebenfalls eine Mittelarmlehne zur Verfügung. Mit 3 Personen auf der Rückbank wird es im W123 doch etwas eng, das muss nicht unbedingt sein, ist aber auf kurzen Strecken verkraftbar.

Sowohl Vorne (unterhalb des Radios) als auch im Fond (an den beiden Türen) sind passend zur Zeit des Wagens große Aschenbecher angebracht. Heute verpöhnt, teilweise verboten, damals ganz normal - im Auto rauchen. Bei unserem Testwagen handelt es sich glücklicherweise um ein Nichtraucherfahrzeug.

Auf der Hutablage findet nicht, wie sonst üblich, der gute alte Wackeldackel platz, nein. Zum Erscheinungsbild passend, sitzt bei diesem Fahrzeug dort die passende Hommage daran, ein Laubfrosch in Plüsch. Irgendwie passend.

 

Wir finden, das Interieur setzt den Anspruch an Optik und Funktionalität des Exterieurs fort und kombiniert qualitativ hochwertige Materialien und Verarbeitung mit Funktionalität und einer schicken, gemütlichen Atmosphäre und Optik. Gelungen, schön zu bedienen, schön anzuschauen und einladend Zeit im 230 E zu verbringen!



Der 230 E heute - Wie steht es um Ihn?

Von gesamt 245.588 gebauten Exemplaren des 230 E der Baureihe W123 von Mercedes-Benz sind im Jahr 2019 noch 4.191 Stück übrig, die laut KBA noch auf deutschen Straßen unterwegs sind.

Der 230 E ist dank 136 PS, Saugrohreinspritzung, optional verfügbaren Sicherheitsfeatures und gewohnter Mercedes-Benz-Qualität noch heute eine Ansage.

Der damals, in der Baureihe neu eingeführte Motor M102 konnte, in verschiedenen Ausführungen, im W124 und in zukünftigen E- wie auch C-Klasse Modellen, sich bis 1996 im Programm halten.

 

Die Marktpreise für den 230 E belaufen sich zur Zeit, natürlich je nach Marktlage, für Exemplare des Zustands 2-3, auf ca 5.000 bis 9.000 €. Die Preis variieren ebenfalls nach Ausstattung, Kilometer- und allgemeinem Pflegezustand. Bei Kaufinteresse sollte, v.A. beim 230 E, auf einen guten Pflegezustand und im Idealfall Scheckheft-Pflege, falls nicht, wenigstens eine gut nachvollziehbare Historie geachtet werden. Ebenfalls ein großes Problem, bei der Baureihe W123 allgemein, ist das Thema Rost. Aufgrund, des mangelhaften bis garnicht vorhandenen Korrosionsschutzes frisst sich die braune Pest gerne tief ins Blech.


Fazit

Für den Einsteiger in die Oldtimer-Szene oder als guter, sehr alltagstauglicher Oldtimer ist der 230 E sehr empfehlenswert. Als Alltagswagen im Vergleich zu modernen Autos muss man einige Abstriche, gerade bei Multimedia und Benzin-Verbrauch, machen. In Sachen Komfort, Raumgefühl und Optik macht dem W123, in Sachen Fahrverhalten und Motorleistung dem 230 E so schnell keiner etwas vor. Auch das H-Kennzeichen, die damit freie Fahrt in Umweltzonen, die geringen Versicherungsbeiträge und die Möglichkeit selbst Reperaturarbeiten und Servicearbeiten, mit etwas handwerklichem Geschick durchführen zu können, machen den 230 E interessant. Und natürlich nicht zu vergessen, der Stern in Chrom auf der langen Motorhaube!


Ein Artikel von Niko P. | Fotos von Niko P. | Quellen

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